29.05.22

Vorderrhein nach Corona

Im Juni 2022 waren fünf Recken vom KSC über’s Himmelfahrtwochenende endlich wieder zum richtigen Paddeln in der Schweiz.

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Alle Bilder gibt’s zu dieser Fahrt gibt’s hier in der Galerie.
Die Bilder im Artikel sind von Hagen Schmidt.

Nach Aufbauen des Lagers und kurzem Vesper ging es los nach Illanz, an die Mündung des Glenners in den Vorderrhein, wo sich die bange Frage nach den Blutwerten eines Paddlers, den Pegel- und Abflußwerten, eindeutig beantwortete: Mit den Wasserständen ist alles in Ordnung. So ging es auch gleich los, als Claus und Hannes die Logistik bewältigt hatten:

Der Einstieg verlief halbwegs komfortabel unterhalb der Straßenbrücke in Illanz, die ersten paar Meter auf dem kanalisierten und schiefergrauen Glenner, bis sich die Landschaft vor uns öffnete und eine wunderschöne Kieslandschaft darbot, verliefen ohne nenneswerte Vorkommnisse. Die ersten Wellen und angespülten Steine zaubern uns ein breites Grinsen ins Gesicht, und so ließen wir uns mal spielend, mal staunend, von der Strömung des Rheins in Richtung Flimser Schlucht davontragen. Das Wort „Freiheit“ bekommt wieder eine fühlbare Bedeutung, einfach herrlich….

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Kurze Flußabschnitte mit Namen erfordern bekanntermaßen etwas Aufmerksamkeit, und so betraten wir vor dem berühmten „schwarzes Loch“ das erste Mal festen Boden, um dieses zu besichtigen und eine sichere Fahrtroute auszumachen. Es galt, einen wuchtigen Wavetrain mit einer gewaltigen Tiefenwalze und abschließend einer angeströmten und ausgewaschenen Felswand, welche strudelnde Preßwässer aufwies, zu bewältigen. Also, Hände aus den Taschen, Action!: auf der Hauptstromzunge rein – mitten durch die ersten 3-4 Wellen – rechts an dem gewaltigen Loch vorbei – danach Bug hart steuerbord und volle Kanne am Löffel reißen, um rechtsseitig in das große Kehrwasser einzulaufen. Schwierigkeit ungefähr 3-4, wenn man die Linie trifft.

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Dann also rein in die Boote, Helm und Weste zurechtrücken, durchatmen und langsam auf die Stromzunge hintreiben lassen… der Fluß geginnt zu ziehen und der Effekt der „perspektivischen Verzerrung“ tritt ein: von der Kiesbank aus sah das nicht so heftig aus J. Nun denn, Paddel tief einstechen und rein in den ersten Kaventsmann, das Boot geht steil, Körpereinsatz und Gewichtsverlagerung sind gefragt, 2. Welle, 3., 4., langsam von der Mitte zur rechten Flußseite steuernd, immer das fette Loch linksseitig vor dem geistigen Auge. Gerade einen kurzen Blick auf die leibhaftige Walze erhaschend wird einem schlagartig gewahr, daß man sich in rasantem Tempo der angespülten Felswand nähert… irgendwie hatte ich mich da verschätzt und unglücklicherweise dazu noch einen Stein erwischt, vielleicht auch die Felswand mit dem Heck…. rollen in bewegtem Wasser, völlig überrascht, mit vollgesogenen Klamotten und noch halbwegs außer Atem klappt gar nicht immer so souverän, wie man sich das immer vorstellt… was ein Ritt!

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Weiter ging es in gelöster Stimmung, spielerisch über Wellen und kleinere Walzen, hier ein überspülter Fels zum Abheben, dort ein schmackhaftes Kehrwasser für Slalomeinlagen, unbekümmerter Wildwassergenuß ohne Heimtücke in atemberaubender Kulisse. Entspannung tritt ein und der Magen klopft das erste Mal wegen fallender Pegelstände an, also Ausstieg anpeilen, Boote schultern und einen Trampelpfad hoch zum Auto, wo die trockenen Klamotten und ein kleines Vesper locken. Worte wie „ääh“ und „hmm“ fallen, auch Satzfragmente wie „… das ist aber nicht der Parkplatz…“LOL. Natürlich ist der Zug zum geplanten Ausstieg gerade eben weg, und natürlich schloß das anwesende Café gerade jetzt, aber Paddler sind halt keine Golfer und bei uns passieren diese Dinge nunmal, und so trugen wir das mit stoischer Gelassenheit und machten etwas Konversation mit der einheimischen Bevölkerung, nebst sehr urigem Busfahrer. Ein gelungener Start in den Kurzurlaub.

Am Freitag ging es wieder auf den Vorderrhein – diesmal die Stecke von Cumpadials nach Tavanasa (Wehr).
Nach Rumpelstart wegen fehlendem Wasser geht’s dann immer wieder munter über kleiner Blockwurfwehre und kleiner Katarakte – alles sehr, sehr fair. Nach kurzer Pause mit Essen und Trinken ging’s dann Richtung Tavanasa. Dort ist am Ende ein schöner Katarakt, den Claus beim Umsetzen aus der Ferne von unten gescoutet hatte. Die Devise lautete: Rechts anfahren, dann mit langem Hals halb links halten – dort ist eine offene Durchfahrt. Der Plan hat funktioniert: Alle sind sehr gut durch die Stelle durchgekommen und gut gelaunt vor dem Wehr am kleinen See ausgestiegen.

Am Abend war der Grill wieder im Dauereinsatz und wir ließen uns das mitgebrachte Grillgut munden.

Das Highlight der Exkursion war auch in diesem Jahr der Glenner. Nachdem wir von der Galerie aus die Kernstellen besichtigt hatten, entschied Hagen diese Tour nicht mitzufahren. Dafür gibt’s auch mal schöne Bilder von den Paddlern auf dem Bach.
Nach dem Einpaddeln ging es dann auch zur ersten Kernstelle – dem ‘Schlitz’, von dem in der ursprünglichen Form wenig übrig geblieben ist.

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Nach Schwimmeinlagen von Claus und Jörg sammelten wir uns alle wieder und paddeln munter und mit dicken Backen die Galeriestrecke und dann mit abnehmenden Schwierigkeiten bis nach Ilanz hinunter.

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Hier trennten sich die Gruppe: Hagen und Claus gingen wandern – der Rest paddelte noch einmal den Vorderrhein bis nach Versam. Dieses Mal stand das Auto am richtigen Bahnhof.

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Die obligatorische Abschlussfahrt am Sonntag ist leider entfallen. Es hatte am Morgen angefangen zu regnen und so war die Motivation nach den vorangegangen traumhaften Paddeltagen nicht mehr so hoch.
Nach dem Einpacken sind wir alle in unsere Autos gestiegen und in Richtung Mannheim gefahren.