05.07.22

Paddelwoche auf dem (Lech) Inn - Juli 2022

geplant auf dem Lech und wegen Wassermangel auf dem Inn (Imst, Österreich) durchgeführt.
Bericht und Bilder von Wolfram Fendler

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Und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Lange war geplant, auf dem Lech zu Paddeln, vielleicht mal einen Tag an den Inn zu fahren, um auch noch die Imster Schlucht zu befahren. Eine Woche vor dem geplanten Beginn disponieren wir um: Der Wasserstand des Lech liegt auf der gesamten für uns befahrbaren Strecke unter dem Minimalpegel. Das Wasser ist im gesamten Gebiet knapp. Die Folgen des Klimawandels machen auch vor uns Paddlern nicht halt. Nur die Ötz führt Hochwasser, sie ist uns aber sowieso zu schwer. Wir beschließen, uns, statt auf dem Campingplatz in Häselgehr am Lech, auf einem Campingplatz in Imst am Inn zu stationieren. Zum Glück sind dort noch Plätze frei. So haben wir nicht nur den Inn mit seinen Nebenflüssen, sondern auch andere Flüsse wie die Isar in Reichweite.
Kaum ist die Planänderung erfolgt, regnet es in der Lech-Region kräftig. Wir wollen nun gleich auf der Anfahrt die wieder befahrbar gewordene oberste Teilstrecke des Lech „mitnehmen“.
Nach einer stressigen Anfahrt, die uns wegen verschiedener Staus eine Stunde länger kostet als erwartet (was machen die ganzen Menschen an einem gewöhnlichen Wochentag nach dem Berufsverkehr auf der Autobahn? Die wollen doch nicht zum Paddeln!), sind wir am Dienstag bei strahlendem Sonnenschein endlich am Lech.
Uns erwarten 10 km leichtes Wildwasser, genau das Richtige zum Einpaddeln. Karin kennt die Strecke wie ihre Westentasche, so dass wir an keiner Stelle unsicher sind, ob wir etwas ansehen sollten. Bei dem angetroffenen Wasserstand ist der Lech sehr schnell. Ganz überraschend sind wir trotz vielem Übens bereits nach wenig mehr als einer Stunde an der Aussetzstelle in Bach ankommen.
Und weiter geht’s zum Campingplatz in Imst (Österreich). „Von zwei kleinen Zelten war die Rede“ murrt der Campingplatzwart, als Karin ihren „Palast“ aufbaut (Sie hatte sich von Freunden ein Zelt ausgeliehen, „in dem man bei Regen auch mal stehen kann“ und deshalb ein geräumiges Familienzelt dabei).

Von diesem eher spöttischen als bösen Kommentar abgesehen ist das Klima auf dem Campingplatz sehr gut und der Platzwart auch sehr freundlich.
Am Mittwochmorgen trifft, wie verabredet, noch Pirmin ein. Wir fahren zusammen die „Martina-Strecke“ vom Campingplatz „Sur en“ in der Schweiz bis zum österreichischen Zollamt Martina. Da wir viel üben, nimmt das den ganzen Tag in Anspruch und wir sind am Ende auch alle ganz schön angestrengt. Tatsächlich verschwinden dann nach einem ausgiebigen gemeinsamen Abendessen alle schon sehr bald nach dem Dunkelwerden in ihrem Schlafsack. Am Donnerstag wollen wir die „Scuolser-Strecke“ unter Auslassen des schwierigen Anfangs und Endes befahren. Auch unter Auslassen der IV er Stellen sehr schönes, manchmal leicht verblocktes und wuchtiges Wildwasser.
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Am frühen Nachmittag sind wir zurück auf dem Campingplatz und ein neuer Plan wird geschmiedet: Tania ist mit ihrem Boot sowieso nicht zufrieden und auch Karin ist ihr Tuna viel zu groß. Mit Hilfe von Pirmin haben wir in der Nähe von Innsbruck einen Kajakladen ausfindig gemacht, der auch Wildwasser Kajaks verleiht. Das wird unser Ziel für Freitagmorgen. Wir wollen die Boote dann auf einer mäßig schweren Strecke ausgiebig testen.
Nach Anprobe im Kajakladen kommen drei Boote in die nähere Auswahl, die wir auf die Autos verladen. Die Beratung im Kajakladen ergibt, dass die für unsere Zwecke geeignetste Strecke die Isar von Scharnitz bis Krün ist, ca. 45 Autominuten entfernt.
Tatsächlich haben wir einen guten Wasserstand und sowohl Tania wie auch Karin sind von zwei der drei ausgeliehenen Boote begeistert. Auch heute steht neben dem Durchfahren von Stufen und Schwällen das Ein- und Ausfahren aus Kehrwässern, Queren und Aufdrehen auf dem Programm. Diesmal nicht als Training, sondern um die Eigenschaften der Boote zu vergleichen. Nach einem anstrengendem Paddeltag bei bestem Wetter sind wir 10 Minuten vor Geschäftsschluss wieder beim Paddelgeschäft. Wir wollen zwei der drei Boote noch für einen weiteren Tag ausleihen, da sich Tania zwischen den beiden nicht entscheiden kann. Dort bekommen wir nicht nur die zwei Boote für den weiteren Tag, sondern auch noch ein Lokal genannt, in dem wir nicht nur gut, sondern vor allem auch viel! Essen können. Das Paddeln hat uns allen einen Bärenhunger gemacht.
Für Samstag haben wir uns die Imster Schlucht vorgenommen. Der Einstieg befindet sich direkt vor der Haustür unterhalb unseres Campingplatzes bei der Kläranlage von Imst, der Ausstieg an der Brücke von Haiming, wo auch alle Rafts anlegen.
Wir haben Niedrigwasser. Erstaunlicherweise keineswegs langweilig. Wuchtige Schwälle mit hohen Wellen und Walzen wechseln sich mit ruhigeren Fließstrecken ab. Wir werden übermütig und fahren mitten aus dem höchsten Schwall direkt in ein kurzes Kehrwasser am Rand. Alle kommen super hinein und freuen sich. Beim Ausfahren wird Tania gegen die Buhne gedrückt, die das Kehrwasser beendet. Wolfram will ihr zu Hilfe kommen und ausgerechnet auf der Verschneidungslinie zu ihr fahren. Inzwischen wird Tania von der Strömung langsam aus dem Kehrwasser herausgezogen. Wolfram kollidiert mit ihr und der Buhne. Tania schwimmt und Wolfram kurz danach ebenfalls. Jetzt sitzt nur noch Karin im Boot. Sie verfolgt die Boote von Tania und Wolfram durch mehrere Schwälle und schafft es schließlich, neben dem Paddel von Wolfram nacheinander auch noch beide Boote an das Ufer zu befördern.
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Wolfram und Tania brechen jeweils zu einer längeren Flußwanderung auf. Tania kürzt die Wanderung ab: Sie sucht eine Mitfahrgelegen-heit und hält den Daumen raus.
Sehr erfolgreich, denn sofort hält ein vorbeifahrendes Raft, nimmt sie auf und setzt sie bei ihrem Boot wieder ab.
„Raft fahren macht doch Spaß, ganz anders als ich dachte!“ ist ihr Statement dazu, denn vorher hatte sie noch im Auto zusammen mit Wolfram über die Raftfahrer abgelästert.
Den Rest der Strecke sind wir dann vorsichtiger und kommen am frühen Nachmittag in Haiming an.
Zurück nach Innsbruck, um die Leihboote zurückzugeben und am Abend kommt Tania als stolze und zufriedene Besitzerin eines neuen Bootes auf dem Campingplatz an.
Beim Einkaufen unterwegs bringt Karin zwei große Packungen Mousse-au-chocolat: „Das wird wohl für alle reichen?“ „Nichts da, für jeden von uns so einen Becher!“ ist die einhellige Antwort.
Für Sonntag nehmen wir uns keine weitere Strecke vor, sondern bauen in Ruhe die Zelte ab und fahren erschöpft, mit Muskelkater aber zufrieden nach Hause. Wir haben eine sehr schöne Zeit gehabt und uns im Paddeln wesentlich verbessert. Was will man mehr. Frohgemut sehen wir den nächsten Paddelabenteuern entgegen.
Paddler*innen: Karin, Pirmin, Tania und Wolfram.