Bei Biber und Bärwurz
Paddeln auf dem Schwarzen Regen
April 2015
(Rüdiger Kraft)
Lag es am unfreundlichen Wetter, an der weiten Anreise oder an der gleichzeitig stattfindenden Wildwasserfahrt nach Oberbayern? Jedenfalls folgten nur vier KSC-Kanuten dem Aufruf zur Wochenendfahrt auf dem Schwarzen Regen. Alle übrigen Wanderfahrer sollten sich die nächste Gelegenheit, diesen wunderschönen Fluss kennenzulernen, nicht entgehen lassen.
Nach einer enervierenden Anreise – es ist Donnerstag, der 30. April, Vortag des verlängerten Wochenendes – treffen wir uns zu einem späten Abendessen in der Schnitzmühle, einem großen Gasthof direkt am Regen östlich der Stadt Viechtach. Der angrenzende Campingplatz hätte unser Quartier sein sollen – wenn wir uns nicht aufgrund des ungemütlichen Wetters kurzfristig entschlossen hätten, eine Ferienwohnung zu nehmen. Die ist nach kurzer Fahrt durch den Wald schnell erreicht. Bei etwa 10°C und leichtem Regen sind wir froh, nicht im Zelt schlafen zu müssen.
Am nächsten Morgen lassen wir es ruhig angehen. Nicht nur wegen des Wetters – gefühlt etwa 10°C und leichter Regen – sondern auch wegen der Befahrungsregeln: Um die Tierwelt am Fluss nicht zu sehr zu stören, ist das Paddeln auf dem Schwarzen Regen nur von 10 bis 18 Uhr erlaubt.
Von Bayerisch-Kanada…
Wir starten westlich der Stadt Regen, im Ortsteil Oleumhütte (km 154), um die sogenannte Bärnlochstrecke zu fahren. Nach wenigen Metern sind wir mit dem flott dahinfließenden Fluss allein: Keine Straße, keine Bahnlinie, nicht einmal ein Wanderweg säumt das Ufer. Nur das dunkle, fast schwarze Wasser, dem der Fluss seinen Namen verdankt, und Wälder rechts und links. Die von den Kanu-Zeitschriften gern verwendete Bezeichnung „Bayerisch-Kanada“ hat ihre Berechtigung. Einige leichte Schwälle deuten an, was kommen soll: die Wildwasserstrecke des Bärnlochs.
Nach 10 Kilometern, in Oberauerkiel, weist ein Schild auf den letzten Ausstieg vor der Wildwasserstrecke hin. Ab hier sind Helm und Schwimm-weste Pflicht! Zunächst geht es noch gemächlich weiter, doch nach etwa drei Kilometern verengt sich das Flusstal. Zahlreiche Felsblöcke an beiden Ufern und im Wasser sorgen für starke Strömung und kräftige Schwälle. An einem Felsen hängt wie festgeklebt das Wrack eines Kanadiers. Dies ist die eigentliche Bärnlochstrecke, etwa 4,5 km Wildwasser I bis II in einer wunderschönen Waldschlucht.
Anschließend beruhigt sich der Fluss wieder. Er wird breiter, die Strömung lässt nach. Wir erreichen das einzige Wehr des Tages und sehen im ruhigen Wasser rechts am Ufer die ersten Biberbauten. Auch die zahlreichen angenagten oder gar gefällten Bäume weisen auf die Tiere hin – Bayerisch-Kanada.
Das Wehr vor Teisnach (km 137) muss auf einer ca. 600 Meter langen Strecke umtragen werden. Der Kanal, der hier neben dem Fluss verläuft und den größten Teil des Wassers abzweigt, ist nicht fahrbar. Das Wiedereinsetzen lohnt kaum noch, denn nach einer kurzen Paddelstrecke von auch nur etwa 600 Metern endet unsere Tour hinter der Brücke in Teisnach (km 135,5). Hinter uns liegen 19 abwechs-lungsreiche Kilometer auf einem wunderschönen Wander- und Wildwasserfluss.
…nach Bayerisch-Thailand
Abends stärken wir uns wieder in der Schnitzmühle, genauer gesagt, im „Bay-Thai“, wie sich das Restaurant nennt. Der Küchenchef hat sich in die thailändische Küche verliebt und überzeugt uns sowohl mit seinen bayerischen als auch mit seinen fernöstlichen Gerichten – Bayerisch-Thailand.
… bitte nochmal das Bärnloch!
Auch am Samstag lassen wir es ruhig angehen. Das Wetter lockt uns nicht zu sehr: gefühlt etwa 10°C und leichter Regen, wie gehabt. Beim Frühstück beschließen wir, die Bärnlochstrecke noch einmal zu fahren – weil’s so schön war.
Wir setzen an der Wiese in Oberauerkiel ein (km 144) und erreichen bald die schon bekannte Wildwasserstrecke. Dank dem Regen der vergangenen Nacht haben wir 10 cm mehr Wasser unter dem Boot als am Tag zuvor. Das macht die Befahrung aber eher einfacher, denn einige der Felsen im Fluss stellen nun kein Hindernis mehr dar.
Für die bereits bekannte Portage vor Teisnach sind wir jetzt besser vorbereitet: Wir haben Wurfsäcke dabei, um mit den Leinen die Boote auf dem nicht fahrbaren Kanal zu treideln. Nach nur etwa zwei Kilometern folgt das nächste Wehr, das zu umtragen ist (km 135). Danach geht es beschaulich weiter auf dem ruhig dahinfließenden Regen. Hier wird der Fluss von einer Eisenbahnstrecke begleitet. Als uns ein Museumszug mit Dampflokomotive begegnet, kommt noch einmal Wild-westromantik auf – Bayerisch-Kanada. Am E-Werk Asbach (Staustufe Gumpenried) folgt das nächste Wehr (km 130). Aus- und Einstiegsstelle sind paddlerfreundlich ausgebaut
Kurz darauf wird es noch einmal wild. Am Gumpenrieder Schwall muss sich der Fluss zwischen Felsen hindurchzwängen und bildet kräftige Strudel und Schwälle (km 128,5) – zu heftig für einen Kanadier, der kurz vor uns gekentert ist und nun geborgen wird. Dieser Wildwasserabschnitt ist etwas wuchtiger als die Bärnlochstrecke, mit etwa 300 Metern aber nur sehr kurz. Danach begnügt sich der Schwarze Regen damit, ein Wanderfluss zu sein und trägt uns gemächlich zu unserem Ziel, der Schnitzmühle (km 123). Mit Kaffee und Kuchen beschließen wir die zweite Tagestour, die uns auf 21 Kilometern alle Höhepunkte des Schwarzen Regen geboten hat.
Bär- und Blutwurz
Nachdem wir uns umgezogen und die nassen Sachen aufgehängt haben, fahren wir noch einmal zur Schnitzmühle, ins „Bay-Thai“. Noch einmal Bayerisch-Thailand, noch einmal das gute Weizenbier der Viechtacher Gesellschaftsbrauerei und zum Abschluss einen Bär- oder Blutwurz.
Der schmeckt nach mehr: Am Sonntagmorgen fahren wir erst mal nach Bad Kötzting in die Bärwurzerei, um uns ein Fläschchen der hochprozenti-gen Medizin mitzunehmen. Anschließend wollen Ralf und ich noch eine kurze Paddeltour machen. Barbara und Uwe verzichten, weil Uwe etwas angeschlagen ist (nein, es lag weder am Bär- noch am Blutwurz!). Sie fahren noch mit uns zur Aussetzstelle, um mein Auto abzustellen und zurück zur Einsetzstelle; dann verabschieden wir uns.
Schwarzer und Weißer Regen
Wir starten in Blaibach (km 105,5) unterhalb von Bad Kötzting. Hier treffen der Schwarze und der Weiße Regen zusammen; von hier an heißt der Fluss nur noch Regen. Er fließt jetzt in einem weiten Tal mit geringer Strömung dahin. Wir müssen kräftig paddeln, um vorwärts zu kommen. Bei Urleiten (km 99) erfordern einige Felsblöcke noch einmal erhöhte Aufmerk-samkeit, ansonsten können wir ungestört die Landschaft genießen – Wiesen und Wälder, Grün in tausend Schattierungen.
Am frühen Nachmittag erreichen wir nach 10 Kilometern unser Ziel in Chamerau (km 95,5). Die Aussetzstelle ist, wie schon die Einsetzstelle in Blaibach, gut ausgebaut. Bis zur Mündung in die Donau soll das Angebot für Paddler – Einstiegsstellen, Rast- und Campingplätze – hervorragend sein. Davon können wir leider keinen Gebrauch mehr machen, jedenfalls nicht jetzt. Aber wir sind uns einig: Gern würden wir wiederkommen nach Bayerisch-Kanada, zu Biber und Bärwurz.